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5 Tipps, wie Sie erfolgreich Tests zu Innenraum-emissionen meistern

Geschrieben von imat-uve | 21.03.2022

Das Verhältnis zwischen Automobilherstellern und ihren Lieferanten ist durch vielfältige Qualitätsanforderungen geprägt. Auch im Hinblick auf Emissionen und Geruch haben Fahrzeughersteller zum Schutz von Insassen strenge Anforderungen aufgestellt.

Inhalt

 

Emissionsprüfungen - warum eigentlich?

Einerseits müssen Automobilhersteller rechtsverbindlichen Vorgaben für den Fahrzeuginnenraum gerecht werden. Andererseits befürchten Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz, Stellantis, Tesla und Co., dass etwa unangenehme Gerüche im Fahrzeuginnenraum oder Ablagerungen volatiler organischer Verbindungen, sprich Niederschläge von Kunststoffausdünstungen, auf der Windschutzscheibe eine Vielzahl an Kundenreklamationen verursachen könnten.

Kommen ungeeignete Materialien in einer Fahrzeugserie zum Einsatz, ist eine Reklamationswelle nicht auszuschließen. Im Nachgang wären derartige Fälle nur kompliziert zufriedenstellend zu lösen - und daher mit hohen Kosten und viel Aufwand sowie einer sinkenden Kundenzufriedenheit und Markenpräferenz in einem wettbewerbsintensiven Markt verbunden. Folglich ist es sehr verständlich, dass Automobilhersteller auf die Einhaltung selbstdefinierter Emissionsziele besonders hohen Wert legen. Denn durch normierte Prüfungen ist dieses Reklamationsrisiko vermeidbar.

 

Emissionsprüfungen als Stolperstein für Materialhersteller

Teilweise erweist sich das Thema Materialemissionen als unterschätzte Hürde, an der Materialentwicklungsprojekte scheitern oder sich deutlich verzögern können. Hersteller investieren viel Zeit und Geld in die Entwicklung neuer Materialien, welche für die Zukunftssicherung durch Innovationen in den Unternehmen maßgeblich sind.

Materialverantwortliche auf Lieferantenseite sind regelmäßig ernüchtert, wenn sich nach längerer Entwicklungszeit herausstellt, dass Freigabekriterien in einer oder mehreren Prüfungen nicht erfüllt werden können. Denn bei Überschreitung der Emissionsvorgaben steht die Freigabe für die Bemusterung, sprich für den Einsatz des Materials oder Bauteils im Fahrzeug, auf dem Spiel. Womöglich bleibt die Entwicklungsarbeit vorerst ergebnislos, entstehen finanzielle Einbußen und werden weitere Entwicklungszyklen erforderlich.

 

Welche Emissionsprüfungen sind relevant?

Alle Fahrzeuginnenraum-Materialien müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllen, um die Freigabe seitens des OEM zu erhalten. Dazu zählen auch diejenigen Prüfungen, die Ausdünstungen flüchtiger Stoffe von Materialien und Bauteilen in den Blickpunkt nehmen:

  • Bestimmung des Geruchsverhaltens (z.B. VDA 270)
  • Bestimmung des Foggingverhaltens (z.B. DIN 75201)
  • Bestimmung der Formaldehyd-Emission (z.B. VDA 275)
  • Bestimmung der VOC-Emission (Volatile Organic Compounds)
    • VOC/FOG Bestimmung durch direkte Thermodesorption (z.B. VDA 278)
    • Emissionskammer-Prüfung (z.B. ISO 12219-4)
    • Statische Headspace-Analyse (z.B. VDA 277)
    • Bestimmung der Materialemissionen in der Microchamber (z.B. ISO 12219-3)
    • VOC-Bestimmung nach dem Probenbeutel-Verfahren (ISO 12219-2)

Verschiedene Automobilhersteller verwenden dabei individuelle Varianten von Prüfungen, die grundsätzlich gleichen Prinzipien unterliegen.

 

 

Tipp 1 - Frühzeitig erste Proben prüfen. 

In vielen Fällen kann sich als lohnenswert herausstellen, sich frühzeitig ein Bild von den Emissionswerten des Werkstoffs oder Bauteils zu verschaffen, bevor großer Entwicklungsaufwand betrieben wird. Denn je frühzeitiger Zulieferer entwickelte Werkstoffe und Bauteile untersuchen lassen, desto geringer ist das Risiko eines größeren Zeit- und Ressourcenverlustes, wenn sich Bauteile und Werkstoffe nach langer Entwicklungsphase in Prüfungen als „nicht in Ordnung“ erweisen. Entsprechend können Kosten, Zeit und Aufwand minimiert werden, indem frühzeitig Eigenschaften des Bauteils oder Materials begutachtet und darauf basierend angepasst werden. Frühzeitiges Testing – nicht erst zur Materialfreigabe, sondern bereits zuvor im Entwicklungsprozess – kann sich entsprechend auszahlen.

 

Tipp 2 - Mögliche Vorkonditionierung einkalkulieren.

Häufig wird bei der zeitlichen Planung im Rahmen der Beauftragung von Emissionsprüfungen die Vorkonditionierung außer Acht gelassen. Meist erfordern Prüfungen eine sieben-tägige Auslagerung der Materialproben bei Standardbedingungen (Vorkonditionierung), bevor die Prüfung durchgeführt werden kann - zum Beispiel bei Varianten der VDA 278 (Thermodesorptionsanalyse). Um rechtzeitig über alle erforderlichen Bemusterungsunterlagen zu verfügen und relevante Prüfberichte vorlegen zu können, sollte daher die Vorkonditionierungszeit einkalkuliert werden. So lässt sich sicherstellen, dass relevante Prüfergebnisse zu Terminen, etwa mit dem OEM, vorliegen.

 

Tipp 3 – Kontamination vermeiden. 

Eine Material-Verunreinigung sollte zu jedem Zeitpunkt vermieden werden, um keine unnötig nachteiligen Ergebnisse zu riskieren. Proben sollten daher bei der Entnahme in der Produktion nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Stattdessen sind hier saubere Handschuhe, etwa aus Baumwolle oder anderen nicht-emittierenden Materialien, einzusetzen. Zur Vermeidung von Verunreinigungen sollten zudem Ablageflächen stets kontaminationsfrei sein. Auch die Wahl der Versandverpackung kann Einfluss auf Emissionsergebnisse haben, wie Tipp 4 darlegt.

 

Tipp 4 - Proben korrekt verpacken.

Ein häufiger und gravierender Fehler liegt in der Verwendung einer unsachgemäßen Verpackung. Immer wieder werden Proben für den Versand zum Prüfdienstleister – zum Nachteil des Auftraggebers – falsch verpackt. Viele in der Praxis gewählte Verpackungsformen können zur Kontamination von Proben beitragen, weil sie flüchtige Stoffe emittieren.

Dies führt dazu, dass die eigentlich zu prüfende Materialprobe verunreinigt wird. Weiterhin könnte eine unsachgemäße oder undichte Verpackung zu einer Kontamination durch äußere Einflüsse (Umgebungsstoffe) führen. In der Folge können Proben zu hohe Emissionswerte aufweisen - die jedoch ursächlich nicht der Probe, sondern deren Verpackung oder Verunreinigungen zuzuschreiben sind. Proben könnten schlimmstenfalls als „nicht in Ordnung“ deklariert werden, obwohl dies mithilfe der richtigen Verpackung hätte verhindert werden können. Entsprechend sollten geruchsneutrale, emissionsfreie Probenverpackungen für den Versand verwendet werden.   

Fünf weiterführende Tipps, um beim Entnehmen und Versenden von Emissionsproben alles richtig zu machen, finden Sie hier.                                               

Tipp 5 - Anfrage spezifizieren. 

Um Zulieferer bestmöglich beim automobilen Freigabeprozess zu unterstützen, müssen Prüflabore und Berater möglichst genau wissen, in welchem Zusammenhang die Prüfung erfolgen soll. Zulieferer ersparen sich letztlich Aufwand, evtl. sogar Mehrkosten, wenn sie bei der Prüfanfrage von Beginn an ergänzende Kontextinformationen angeben.

Dazu zählen etwa:

  • Um was für ein Bauteil geht es genau?
  • Wo soll es eingesetzt werden?
  • Geht es um eine Erstbemusterung?
  • Wurde der Werkstoff oder das Bauteil bereits geprüft?
  • Für welche OEM sollen Freigaben erreicht werden?

Je mehr Informationen angegeben werden, desto wahrscheinlicher ist eine schnelle, problemlose Durchführung. Idealerweise sollten die Material- bzw. Bauteilanforderungen und Freigabekriterien bekannt sein.

 

Aber keine Sorge - falls doch Fragen zum Materialfreigabeprozess, zu Emissionsprüfungen oder zu verwandten Themen entstehen, wenden Sie sich einfach an einen Emissionsexperten.