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Freibewitterung

imat-uve 16.04.2025 Lesezeit: ca. 2 Minuten

 

Freibewitterung in der Automobilindustrie: Der Härtetest unter realen Bedingungen

Wie langlebig und widerstandsfähig sind Fahrzeugkomponenten wirklich? Diese Frage lässt sich nicht allein im Labor beantworten. Deshalb ist die Freibewitterung ein zentraler Bestandteil der Qualitätssicherung in der Automobilindustrie – und der vielleicht härteste Prüfstand überhaupt.

Warum ist Freibewitterung so wichtig?

Fahrzeuge sind während ihrer Lebensdauer permanent verschiedensten Umwelteinflüssen ausgesetzt: UV-Strahlung, Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Luftschadstoffen und mechanischer Belastung. Ohne gezielte Prüfverfahren würden viele Schwachstellen erst im Laufe der Jahre sichtbar – mit potenziell fatalen Folgen:

  • Versprödung, Rissbildung oder Verblassung von Materialien
  • Korrosion und Schimmelbildung bei feuchten Bedingungen
  • Elektronikausfälle durch extreme Temperaturschwankungen
  • Steigende Reklamations- und Reparaturkosten
  • Negative Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit

Die Freibewitterung liefert hier wichtige Erkenntnisse – realitätsnah, praxisrelevant und unverzichtbar.

Trocken-heiß oder feucht-warm? Zwei Extremszenarien der Freibewitterung

Um die Beständigkeit von Materialien zu testen, kommen zwei Hauptszenarien zum Einsatz:

🌞 Trockene Hitze – das Wüstenklima

  • Intensive UV-Strahlung & Temperaturen bis über 50 °C
  • Extreme tägliche Temperaturschwankungen von bis zu 30 °C
  • Gefahren: Materialermüdung, Farbverblassung, Rissbildung

🌴 Feuchte Wärme – das Tropenklima

  • Hohe Luftfeuchtigkeit & häufige Niederschläge
  • Belastung durch Feuchtigkeit, Hitze und Mikroorganismen
  • Gefahren: Korrosion, Schimmelbildung, chemische Alterung

Beide Szenarien decken jeweils unterschiedliche Schwachstellen auf – eine umfassende Materialprüfung erfordert daher eine Kombination beider Belastungstypen.

Freibewitterung an Gesamtfahrzeugen – der ultimative Realitätscheck

Besonders aussagekräftig ist die Freibewitterung kompletter Fahrzeuge. Diese stehen bis zu zwei Jahre unter natürlichen Witterungsbedingungen – sei es in der Wüste Arizonas oder im feucht-heißen Klima Südostasiens.

Getestet werden unter anderem:

  • Lacke, Dichtungen und Karosserieoberflächen auf Farbveränderung oder Abbau
  • Innenraummaterialien wie Kunststoffe, Sitze & Textilien
  • Elektronikkomponenten auf Funktionsfähigkeit unter Extrembedingungen

So lassen sich echte Schadensbilder frühzeitig erkennen – noch bevor das Fahrzeug in Serie geht.

Schnelltests im Labor: Beschleunigte Bewitterung mit Solarboxen

Nicht immer ist Zeit für einen mehrjährigen Freibewitterungstest. Hier kommen sogenannte Solarbox-Tests zum Einsatz. Sie simulieren in wenigen Monaten die Auswirkungen jahrelanger Umweltbelastung durch:

  • UV-Licht
  • Wärme
  • Feuchtigkeit

Diese beschleunigten Tests sind besonders geeignet für die Entwicklung neuer Materialien und liefern schnell reproduzierbare Ergebnisse – ideal z. B. für Türverkleidungen, Instrumententafeln oder Zierteile.

Freibewitterung auf Racks – gezielte Prüfung einzelner Komponenten

Neben Gesamtfahrzeugen lassen sich auch einzelne Bauteile auf Gestellen (Racks) freibewittern. Diese Methode ermöglicht:

  • Eine realistische Exposition einzelner Materialien
  • Flexible Anpassung von Neigungswinkeln & Ausrichtung
  • Zielgerichtete Analyse spezifischer Schwachstellen

Besonders häufig getestet werden hier: Lackierungen, Kunststoffe, Gummidichtungen und Beschichtungen.

Ohne Daten keine Aussage: Die Bedeutung präziser Wetteraufzeichnungen

Ein entscheidender Bestandteil der Freibewitterung ist die Erfassung der Umwelteinflüsse. Denn nur mit detaillierten Wetterdaten lassen sich die Ergebnisse valide bewerten.

Wichtige Parameter:

  • Global- & UV-Strahlung: Bewertet photochemische Alterung
  • Temperatur: Misst thermische Belastung & Materialermüdung
  • Luftfeuchtigkeit: Gibt Aufschluss über Korrosions- & Schimmelrisiken

Zusätzliche Informationen wie Niederschlagsmenge oder Windgeschwindigkeit liefern noch genauere Rückschlüsse auf das Langzeitverhalten von Materialien.

Fazit: Reale Bedingungen für reale Sicherheit

Freibewitterung ist weit mehr als nur ein Testverfahren – sie ist ein entscheidender Baustein für die Qualität und Langlebigkeit moderner Fahrzeuge. Ob Wüstenhitze, Tropenfeuchte oder beschleunigte Laborprüfungen: Nur durch umfassende Tests lassen sich Materialien entwickeln, die den extremen Bedingungen des Alltags wirklich standhalten.

So profitieren alle:

  • Hersteller durch geringere Reklamationen und optimierte Produktentwicklung
  • Kunden durch langlebige Fahrzeuge und hohe Zufriedenheit

 

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